Gibt es umweltfreundliche Schulranzen?

Als Kind hatte ich einen braunen Schulranzen aus Leder, der schon leer ziemlich schwer war und beladen überall drückte. Sicherlich stammte das Leder aus Massentierhaltung und war mit Chrom gegerbt. Die einzigen Reflektoren am Ranzen waren zwei winzige „Katzenaugen“ an den beiden Verschlüssen. So war das halt mit der Benutzerfreundlichkeit, Umweltverträglichkeit und Verkehrssicherheit in den 1970er Jahren.

Kunststoff statt Leder

Heute sind Schulranzen in der Regel anders: Sie bestehen meist aus leichten Kunstfasern und sind mit bunten Motiven in Warnfarben überzogen. Außerdem haben die meisten Ranzen große fluoreszierende und reflektierende Flächen, damit die Schulkinder im Straßenverkehr besser auffallen. Bei Bequemlichkeit und Sicherheit gab es also deutliche Verbesserungen, bei der Umweltverträglichkeit ist das aber nicht unbedingt so.

Kunststoffranzen enthalten Gifte

So hatte die Zeitschrift „Öko-Test“ vor zwei Jahren gewarnt, dass alle von ihr untersuchten Schulranzen giftige Stoffe enthielten. Die Tester fanden Weichmacher (Phthalate) und Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), chlorierte Kunststoffe und zinnorganische Verbindungen. Zwar wurden die gesetzlichen Grenzwerte bis auf eine Ausnahme eingehalten, jedoch belasten die Giftstoffe die Umwelt schon bei der Herstellung der Ranzen. Zudem sollten Kinder grundsätzlich möglichst wenigen Giften ausgesetzt sein.

Lederranzen aus Bio-Material

Deshalb haben sich einzelne Anbieter darauf spezialisiert, Schulranzen nach ökologischen Gesichtpunkten zu produzieren. Diese Öko-Tornister werden aus Bio-Leder oder -Kuhfell hergestellt, das rein pflanzlich gegerbt wird und weder Weichmacher noch Kunststoffe enthält. Solche Lederranzen sind nicht unbedingt schwerer als Kunststoffmodelle, haben aber kaum fluoreszierende oder reflektierende Flächen. Außerdem sind sie deutlich teurer und haben meist kein Zubehör (wie Brotdose, Getränkeflasche, Mäppchen oder Turnbeutel), das bei Kunststoffranzen oft dabei ist.

Bequemlichkeit und Sicherheit haben Vorrang

Unserem Sohn gefielen die Öko-Ranzen aber ohnehin nicht, weil er sie sehr unbequem fand. Er kommt dieses Jahr in die Schule und hat sich bei der Auswahl seines Schulranzens viele Gedanken gemacht. Deshalb haben wir uns letztlich für einen normalen Ranzen aus Kunststoff entschieden, der nicht drückt und auch im Dunkeln gut sichtbar ist. Bequemlichkeit und Sicherheit gingen uns in diesem Fall also vor – es wäre aber gut, wenn die konventionellen Hersteller künftig mehr auf die Umwelt achten würden.

Es gibt auch „Made in Germany“

Immerhin fanden wir einen Anbieter, der deutlich damit wirbt, dass er seine Ranzen ausschließlich in Deutschland produziert. Bei diesem Modell können wir zumindest davon ausgehen, dass ein hoher Standard an Arbeitsschutz- und Umweltgesetzen eingehalten wird. Darüber hinaus fällt der lange Transportweg von der Fabrik weg, denn die meisten anderen Ranzen werden in Ostasien hergestellt.

Lesen Sie dazu mehr: Mit Plastikspielzeug auf dem Holzweg?

Internet-Seite zur Untersuchung von Schulranzen:
Öko-Test: www.oekotest.de/
Stiftung Warentest: www.test.de/