Kommt nicht in die Tüte!

Einkaufszeit ist Plastikzeit! Bei uns sammeln sich zurzeit wieder jede Menge Plastiktüten an – und dass, obwohl wir im Warenhaus immer intervenieren, wenn die Verkäuferinnen unsere Einkäufe ungefragt in Plastik einhüllen wollen. Ich trage die Waren immer in einer mitgebrachten Stofftasche oder in meinem Rücksack nach Hause. Und meine Frau hat meist eine schon gebrauchte Tüte mit dabei. Trotzdem quillt unser Notaufnahmelager für Kunststofftüten im Küchenregal zurzeit wieder über.

Ungefragt und unerwünscht

Meist werden die unerwünschten Plastiktüten-Eindringlinge bei uns durch Dritte eingeschleppt. Da ist die alte Freundin, die einen luftdicht (in Plastiktüten) verpackten Kuchen vorbei bringt. Da ist das Nikolauspäckchen mit gut (in Plastiktüten) eingewickelten Leckereien. Und sogar neue Telefonbücher bekommt man inzwischen ungefragt (in Plastiktüten) vor die Haustür gelegt.

Nach 25 Minuten im Müll

Nach Angaben der Europäischen Union verbrauchte jeder EU-Bürger im Jahr 2008 durchschnittlich 500 Kunststofftüten, in Deutschland sind es laut Statistik jährlich durchschnittlich 65 Tüten. Allein in der EU werden jährlich Plastiktüten mit einem Gesamtgewicht von rund 3,5 Millionen Tonnen produziert. Eine Tüte wird laut Studien im Schnitt nur 25 Minuten benutzt. Oft landet der Plastikmüll im Meer, wo er die Umwelt für Jahrzehnte belastet.

Treibgutteppich aus Plastikmüll

In den Weltmeeren haben sich gigantische Treibgutflächen aus Kunststoff gebildet. So ist im Pazifischen Ozean zwischen Hawaii und Japan ein Plastikmüllstrudel entstanden, der auf ein Gewicht von mehr als 100 Millionen Tonnen geschätzt wird. Die EU-Kommission prüft, Kunststofftüten grundsätzlich zu verbieten. In Frankreich und Italien gibt es entsprechende Verbote bereits, ebenso in anderen Staaten wie Australien und Indien.

Stoff statt Kunststoff

In Irland hat man gute Erfahrungen mit einer Steuer von zunächst 15 Cent, später 22 Cent pro Plastiktüte gemacht. Dies führte dazu, dass ihr Gebrauch um 90 Prozent zurück ging und der Handel inzwischen Papiertüten anbietet oder Stofftaschen verkauft. Als ich 1992 für einige Monate in Dublin lebte, wurde ich im Supermarkt immer komisch angeguckt, wenn ich meine Einkäufe in einer mitgebrachten Stofftasche verstaute. Und Sie werden es kaum glauben: diese Stofftasche benutze ich zwanzig Jahre später noch immer!

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