Mehr Nationalparke für Buchenwälder

In Deutschland gibt es zwei Naturlandschaften, die weltweit einzigartig und besonders schützenswert sind. Nein, es geht nicht um die Lüneburger Heide und das Mittelrheintal! Beide Landschaften sind vom Menschen geprägt – und letztere wurde sogar von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet. Ich meine mit den beiden einzigartigen Naturlandschaften das Wattenmeer der Nordsee und unsere alten Buchenwälder.

Umweltschützer fordern mehr Buchenwälder-Nationalparke

In Deutschland sind das Wattenmeer und einige Buchenwälder als UNESCO-Weltnaturerbe und als Nationalparke besonders geschützt. Während das Wattenmeer großflächig unter Schutz steht, sind es bei den alten Buchenwäldern nur verhältnismäßig kleine Gebiete. Umweltschutzorganisationen wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Greenpeace oder der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordern deshalb, weitere Nationalparke für Buchenwaldgebiete zu schaffen.

Mehr Waldschutz rechtlich vorgeschrieben

Die rechtliche Ausgangslage hierfür ist nicht schlecht: Das Bundesverfassungsgericht hat bereits 1990 verkündet, dass die Erholungs- und Umweltfunktion des Waldes vorrangig vor der Holznutzung ist. Zudem hat die Bundesregierung 2007 eine nationale Biodiversitätsstrategie verabschiedet, um die UN-Artenschutzkonvention und entsprechendes EU-Recht umzusetzen. Darin verpflichtet sie sich, fünf Prozent der deutschen Waldfläche aus der Nutzung zu nehmen. Außerdem befindet sich ein großer Teil der alten Buchenwälder in Deutschland in Staatsbesitz, sodass diese unter Schutz gestellt werden könnten, ohne private Waldbesitzer enteignen zu müssen.

Greenpeace-Konzept für Buchenwälder-Nationalparke

Dennoch sind Bund und Länder bei der Ausweisung weiterer Buchenwälder-Nationalparke auffallend untätig. Bislang steht nur ein Prozent der Waldfläche unter strengem Schutz. Vor diesem Hintergrund hat Greenpeace ein Konzept für einen Verbund neuer Nationalparke vorgelegt, um die alten Buchenwälder in Deutschland wirksam zu schützen. Nach Ansicht von Greenpeace könnten unter anderem im Pfälzerwald und im Schwarzwald große Nationalparke ausgewiesen werden.

„Geheimnisvolle“ Buchenbestände im Spessart

Auch im bayerischen Spessart gibt es große alte Buchenwaldgebiete im Staatsbesitz, die nach Ansicht von Greenpeace unter Schutz gestellt werden sollten. Diese Waldgebiete werden von dem öffentlichen Unternehmen „Bayerische Staatsforste“ (BaySF) verwaltet. Greenpeace hatte die BaySF bereits im vergangenen Jahr aufgefordert, Informationen über den genauen Umfang der alten Buchenbestände im Spessart und über deren Schutz herauszugeben. Die BaySF lehnten das jedoch ab und behandelt die Daten wie ein „Staatsgeheimnis“, obwohl sie zur Herausgabe der Informationen verpflichtet wäre.

Buchen-Kartierung in Eigenregie

Viele hätte man mit solch einer Strategie sicherlich abwimmeln können – aber Greenpeace sicher nicht! Statt die Herausgabe der Daten mühsam vor Gericht einzuklagen, hat Greenpeace die Kartierung der wichtigsten Buchenbestände im Spessart selbst vorgenommen. Dutzende von Greenpeace-Freiwilligen zogen im Januar und Februar mit GPS-Empfängern, Maßbändern und Vermessungsgeräten durch die Wälder und sammelten systematisch Daten. Übernachtet haben die Freiwilligen trotz klirrender Kälte und reichlich Schnee in schlichten Zelten.

Kahlschläge statt Naturschutz

Bis Mitte Ende konnte Greenpeace so die Zusammensetzung von rund 800 Hektar im Spessart mit mehr als 110 Baumbeständen erfassen. Darüber hinaus wurden in den wertvollsten zehn Beständen über 7.000 alte Buchen und Eichen einzeln vermessen und registriert. Bei dieser Kartierung stellte Greenpeace nach eigenen Angaben fest, dass die „Bayerischen Staatsforste“ nicht nur Kahlschläge in mehr als 140 Jahre alten Buchenbeständen gemacht haben. Greenpeace dokumentierte auch, dass anstelle der alten Buchen nichtheimische, schnellwachsende Douglasien gepflanzt werden, weil diese mehr Gewinn versprechen.

Rechtlich und wirtschaftliche fragwürdig

Die „Bayerischen Staatsforste“ verstoßen damit nicht nur gegen europäisches Recht und das Bundesnaturschutzgesetz, sondern auch gegen ihr eigenes Naturschutzkonzept. Aber auch wirtschaftlich ist die Forstpolitik der BaySF mehr als fragwürdig. Laut Greenpeace wird nämlich ein Großteil des Holzes im Rohzustand nach China und Österreich exportiert. Normalerweise betont das öffentliche Unternehmen, wie wichtig der Holzeinschlag für das holzverarbeitende Gewerbe der Region ist. Für eine Tonne Rohholz bekommt man nämlich nur rund ein Drittel des Geldes wie für eine Tonne gesägtes Holz – die Wertschöpfung aus der Verarbeitung der Buchen wird also ebenfalls exportiert.

Bayerische Staatsforste weisen Vorwürfe zurück

Die BaySF weisen die Vorwürfe von Greenpeace zurück. Trotzdem frage ich mich, warum das Unternehmen nicht erkennen kann oder will, dass es einlenken sollte. Die Kahlschläge in alten Buchenbeständen und die Anpflanzung nichtheimischer Douglasien halte ich für erwiesen – das belegen nicht nur Greenpeace-Fotos, sondern das hat mir auch einer der Freiwilligen bei der Spessart-Kartierung persönlich bestätigt.

Lesen Sie dazu mehr: Das Bergwaldprojekt ruft!

Internet-Seiten zum Schutz der Buchenwälder:
Greenpeace Deutschland e.V.: www.greenpeace.de/buchenwaelder
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.: www.bund.net
Naturschutzbund Deutschland e.V.: www.nabu.de