Bio ist beliebt! Kein Ernährungstrend war in den vergangenen Jahren so erfolgreich, wie der Bio-Boom. Inzwischen werden in Deutschland mehr als sechs Prozent der landwirtschaftlichen Fläche nach den Regeln des ökologischen Landbaus bewirtschaftet. Die meisten Kunden kaufen Bio-Lebensmittel auch, um sich gesünder zu ernähren. Aber ist bio tatsächlich gesünder als konventionell erzeugte Ware?
Meta-Studie zu Bio-Lebensmittel
2012 sorgte eine Übersichtsstudie von Wissenschaftlern der amerikanischen Stanford Universität in Kalifornien für Aufregung, die im US-Fachmagazin „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht wurde. Diese Meta-Studie wertete die Ergebnisse von 240 anderen Untersuchungen aus, in denen Bio- und Nicht-Bio-Lebensmittel miteinander verglichen wurden. Demnach gibt es keinen Hinweis darauf, dass ökologisch erzeugte Nahrungsmittel gesünder als konventionelle sind. Fett-, Protein-, Vitamin- und Vitalstoffgehaltwaren sind jeweils sehr ähnlich.
Weniger Pestizide bei Bio-Obst und -Gemüse
Daraufhin wurde in vielen Medienberichten behauptet, dass ökologisch und konventionell erzeugte Lebensmittel gewissermaßen gleichwertig seien. Dabei ging aber häufig unter, dass die Forscher der Stanford Universität sehr wohl zwei wichtige Unterschiede festgestellt hatten: Zum einen ist bei Bio-Obst und -Gemüse die Belastung mit Pflanzenschutzmitteln geringer! Grundsätzlich sollte die Pestizid-Belastung beim Menschen, insbesondere für Kinder, möglichst gering gehalten werden. Die Grenzwerte für Pflanzenschutzmittel in Nahrung sind häufig sehr hoch, für viele Pflanzenschutzmittel gibt es gar keine Grenzwerte und die gesundheitlichen Wechselwirkungen von mehreren Pestiziden sind kaum untersucht.
Weniger Antibiotika bei Bio-Fleisch
Zum anderen wurde in der Stanforder Übersichtsstudie festgestellt, das bei ökologischer Tierhaltung weniger Medikamente eingesetzt werden. Damit ist auch die Gefahr der Bildung von Antibiotika-Resistenzen bei Bakterien geringer. Ökologisch erzeugtes Fleisch war dadurch weniger mit Bakterien belastet, die gegen Medikamente unempfindlich sind, als konventionell erzeugtes Fleisch. Für kranke Menschen können solche resistenten Bakterien gefährlich werden, weil diese mit Antibiotika schwerer bekämpft werden können. Schon allein aus diesen beiden Gründen kaufen wir regelmäßig Bio-Lebensmittel.
Mehr Artenvielfalt, weniger Schadstoffbelastung
Hinzu kommen weitere für die Gesundheit und den Umweltschutz wichtige Gesichtspunkte, die in der Meta-Studie aus Stanford nicht berücksichtigt wurden. So verzichtet der ökologischen Landbau auf gigantische Massentierhaltung, großflächige Monokulturen und gentechnisch veränderte Pflanzen – auch als Tierfutter. Dadurch werden die Artenvielfalt der ländlichen Umwelt und der Sortenreichtum der landwirtschaftlichen Produkte gefördert. Durch den weitgehenden Verzicht auf Medikamente bei der Tierhaltung sowie auf Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel im Obst- und Gemüseanbau werden Böden, Gewässer und Grundwasser weniger belastet.
Mehrwert für Natur und Umwelt
Dieser Mehrwert für Natur und Umwelt kommt besonders den Landwirten zugute, die unter anderem nicht mehr so viel mit Pestiziden hantieren müssen, aber indirekt uns allen. Darüber hinaus leben regelmäßige Konsumenten von Bio-Produkten in der Regel gesundheitsbewusster, denn sie essen insgesamt mehr Obst und Gemüse und weniger Fleisch und Süßigkeiten. Das konnten wir auch bei uns selbst beobachten. Natürlich sollte man auch Bio-Süßigkeiten, wie Bio‑Kekse, ‑Honig oder ‑Schokolade, in Maßen genießen, denn sie bleiben auch dann ungesund, wenn sie ökologisch produziert wurden.
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