An einem stürmischen Tag an der Küste könnten die Windkraftanlagen dort schon heute einen Großteil des gesamten Strombedarfs Deutschlands decken. Doch so umweltfreundlich läuft die Sache leider nicht – wenn sich die Windräder so richtig toll drehen, werden sie gedrosselt oder sogar ganz abgeschaltet.
Atomstrom blockiert Öko-Strom
Der Grund: Der zeitweise Überfluss an Windstrom droht die Stromnetze zu überlasten. Hinzu kommt, dass vor allem Atomkraftwerke zu unflexibel sind, um sie kurzfristig herunter zu fahren. Der Atomstrom verstopft in diesem Fall die Leitungsnetze und blockiert umweltfreundlichen Windstrom. Deshalb werden Windkraftanlagen bei uns häufig ausgerechnet dann abgeschaltet, wenn sie am produktivsten sind.
Überfluss bringt Verdruss
Durch den beschlossenen Atomausstieg und den künftigen Ausbau der Stromnetze wird zumindest ein Teil dieses Problems beseitigt. Dennoch wird es in den nächsten Jahren immer öfter zu einem Überschuss an Windstrom kommen, denn Windkraftanlagen werden künftig einen immer größeren Anteil an der Stromerzeugung übernehmen. Dies ist nicht zuletzt auch deshalb absehbar weil es vor der Küste immer mehr Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee geben wird.
Windstrom kann man „zwischenlagern“
Doch was kann man mit überschüssigem Strom aus Windkraftanlagen machen? Die Windräder abzustellen und die Windenergie verpuffen zu lassen, wäre doch schade. Findige Tüftler sind jetzt auf eine einfache, aber geniale Idee gekommen, um den zu bestimmten Zeiten überschüssigen Windstrom „zwischenzulagern“ und so später nutzen zu können. Der Strom wird nicht ins überlastete Netz geleitet, sondern verwendet, um Wasser in seine Bestandteile zu zerlegen – Sauerstoff und Wasserstoff.
Wasserstoff wird zu Windgas
Der so gewonnene Sauerstoff wird einfach in die Atmosphäre abgegeben, aber der Wasserstoff kann ins herkömmliche Erdgasnetz eingeleitet werden. Diese Umwandlung von überschüssigem Strom in ein Gas nennt man Windgas. Das Gas kommt wie bisher über die üblichen Gasleitungen in die Haushalte und kann wie gewohnt zum Heizen und Kochen verwendet werden. Auch die alten Gasöfen und Gasherde können wie gewohnt ohne technische Umbauten weiter benutzt werden.
Der Trick mit dem Methan
Allerdings kann der Anteil von Wasserstoff im normalen Erdgasnetz aus technischen Gründen nicht unbegrenzt erhöht werden – realistisch ist zurzeit ein Anteil von fünf Prozent. Schon das ist eine gewaltige Menge, aber der Anteil von Windgas kann mit einem Trick noch weiter erhöht werden. Wenn man nämlich den Wasserstoff mit Hilfe von Kohlendioxid in Methan umwandelt, kann das herkömmliche Erdgas aus fossilen Lagerstätten vollständig durch Windgas ersetzt werden. Die Gasversorgung ließe sich dann im Grunde zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind, Wasser und Sonne decken.
Eigentlich heißt es EE-Gas
Grundsätzlich kann nämlich auch Strom aus Sonnen- und Wasserenergie in Solargas oder Wassergas umgewandelt werden. Allerdings dürfte der Löwenanteil Windgas aus Windenergie sein. Experten sprechen daher auch von EE-Gas (Erneuerbare Energien-Gas), also einem Gas das durch Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Es gibt inzwischen auch einen ersten Anbieter, der seine Kunden mit Windgas beliefert – nämlich der Öko-Strom-Anbieter Greenpeace Energy.
Lesen Sie dazu mehr: Desertec: Mehr als Strom aus der Wüste!
Internet-Seite des ersten Anbieters von Windgas:
Greenpeace Energy eG: http://www.greenpeace-energy.de/