In diesem Jahr fällt der „Welterschöpfungstag“ („Earth Overshoot Day“) oder „Ökoschuldentag“ („Ecological Debt Day“) auf den heutigen 20. August. Jetzt denken Sie vielleicht: „Schon wieder so ein Weltgedenktag!“ Aber dieser Stichtag ist es wert, sich genauer mit ihm zu befassen, denn seit heute sind die natürlichen Ressourcen der Erde für dieses Jahr aufgebraucht. Oder anders formuliert: Ab heute verbraucht die Menschheit mehr Naturgüter, als unser Planet in diesem Jahr neu erzeugen kann.
Ausbeutung statt Nachhaltigkeit
Der Welterschöpfungstag macht also anschaulich, wie groß unsere Ausbeutung der Erde und wie gering die Nachhaltigkeit unseres Verhaltens ist. Es ist, als ob wir unser Einkommen verschwenden, so dass das Geld nicht bis zum Monatsende reicht und wir die Sparanlagen der Kinder plündern. Der Tag wird vom „Global Footprint Network“ jährlich neu errechnet. Das ist eine internationale Forschungsgruppe mit Sitz in Oakland und Basel, die 2003 vom Schweizer Ingenieur und Regionalplaner Mathis Wackernagel gegründet wurde.
Ökologischer Fußabdruck
Wackernagel und der kanadische Regionalplaner William Rees hatten bereits 1994 gemeinsam das Konzept des „Ökologischen Fußabdrucks“ entwickelt. Darunter versteht man die Fläche, die notwendig ist, um den Lebensstil eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen. Dies umfasst zum Beispiel die Fläche zur Erzeugung von Kleidung und Lebensmitteln oder zur Produktion von Energie, aber auch zur Entsorgung von Abfällen oder zur Kompensation von freigesetztem Kohlendioxid. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der „Biologischen Kapazität“ eines Ökosystems, die je nach den natürlichen Bedingungen (gemäßigte Breiten, Tropen, Wüsten) sehr unterschiedlich sein kann.
Globaler Hektar als Recheneinheit
Die Werte des Öko-Fußabdrucks eines Menschen und der Bio-Kapazität eines Ökosystems werden pro Person und Jahr in globalen Hektar (gha) angegeben. Diese fiktive Recheneinheit macht die unterschiedlichen Lebensstile der Menschen und die verschiedenen Bedingungen von Ökosystemen vergleichbar. So hat Deutschland nach Berechnungen des „Global Footprint Network“ eine biologische Kapazität von durchschnittlich 2,0 gha pro Person und Jahr, jeder Deutsche aber im Schnitt einen ökologischen Fußabdruck von 4,6 gha. Weltweit betrachtet liegt die Bio-Kapazität bei 1,8 gha und der Öko-Fußabdruck bei 2,7 gha pro Person und Jahr.
Die Menschheit braucht eineinhalb Erden
Anders formuliert: Die Menschheit bräuchte zurzeit eineinhalb Planeten Erde, um ihre Bedürfnisse nachhaltig zu decken, jeder Deutsche sogar mehr als zwei Erden. Das sind natürlich Durchschnittswerte, bei jedem Einzelnen kann der Bedarf an globalen Hektar je nach Lebensstil sogar noch größer, aber auch kleiner sein. Wie groß Ihr persönlicher ökologischer Fußabdruck ist, können Sie mit Hilfe verschiedener Internetrechner abschätzen – unten gibt es einige Beispiele. Mein persönlicher Öko-Fußabdruck liegt mit rund vier globalen Hektar (je nach Internetrechner komme ich auf verschiedene Werte) zwar unter dem eines Durchschnittsdeutschen, aber immer noch deutlich über der Bio-Kapazität von Deutschland oder der Erde.
Lesen Sie dazu mehr: Was ist virtuelles Wasser?
Internetseite des Global Footprint Network:
Footprint Network: www.footprintnetwork.org/de/
Internetseiten zur Berechnung des ökologischen Fußabdrucks:
Footprint Network: www.footprintnetwork.org
BUND Jugend: www.footprint-deutschland.de