„Mit Lebensmitteln spielt man nicht!“ „Was man auf den Teller nimmt, muss man auch aufessen!“ „Nahrungsmittel darf man nicht wegwerfen!“ Solche Sätze kenne ich noch von meinen Großeltern, für die es als Kriegsgeneration unerträglich war, wenn Nahrung vergeudet wurde. Doch die Zeiten ändern sich: Heute werden in Deutschland jedes Jahr rund elf Millionen Tonnen Lebensmittel vernichtet – der Großteil davon nicht bei Herstellern oder Handel, sondern in den Haushalten.
Vor allem Obst und Gemüse
Das zumindest ist das Ergebnis einer Untersuchung der Universität Stuttgart im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Demnach stammen über 60 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel aus Privathaushalten, jeweils 17 Prozent entfallen auf die Industrie und auf Großverbraucher (wie Gaststätten und Kantinen) und nur fünf Prozent auf den Einzelhandel. Fast zwei Drittel der weggeworfenen Nahrungsmittel sind besonders leicht verderblich – nämlich Gemüse (26 Prozent), Obst (18 Prozent) sowie Back- und Teigwaren (20 Prozent).
Milliarden im Müll
Laut der Untersuchung werden in deutschen Privathaushalten pro Jahr und pro Person durchschnittlich mehr als 80 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen, die sich auf einen Wert von über 230 Euro pro Kopf summieren (also auf rund 21,6 Milliarden Euro in ganz Deutschland). In der Studie steht allerdings auch, dass Bananenschalen und Knochen von den Wissenschaftlern mitgewogen wurden. Trotzdem sollen laut den Forschern rund zwei Drittel der weggeworfenen Lebensmittel noch genießbar gewesen sein.
Gründe fürs Wegwerfen
Auch wir werfen manchmal Essen weg, aber ich bilde mir ein, dass es nicht derart viel ist. Die Untersuchung der Uni Stuttgart fand unter anderem heraus, dass viele Menschen ein Problem mit zu großen Lebensmittelpackungen haben. Familien können damit leichter umgehen, aber der Einzelhandel sollte für Alleinlebende auch kleinere Portionen anbieten. Eine weitere Ursache für Nahrungsmittel im Müll ist, dass viele Verbraucher vor allem bei Gemüse und Obst makellose Ware bevorzugen. Verschimmelte Früchte lasse auch ich liegen, aber Biosiegel und regionale Herkunft sind mir wichtiger als perfektes Aussehen.
Mindesthaltbarkeits- und Verbrauchsdatum
Viele Menschen wissen auch nicht, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum kein Verfallsdatum ist, sondern eine Garantie des Herstellers. Bis dahin ist ein Lebensmittel auf jeden Fall haltbar, doch auch danach kann es durchaus noch verzehrt werden. Ich verlasse mich in solchen Fällen immer auf mein Gefühl: Wenn ein Joghurt noch gut aussieht, riecht und schmeckt, werfe ich ihn nicht weg, nur weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Nur besonders verderbliche Waren wie Hackfleisch tragen kein Mindesthaltbarkeitsdatum, sondern ein Verbrauchsdatum – danach sollten solche Lebensmittel aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verzehrt werden.
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Internet-Seite gegen Verschwendung von Lebensmitteln:
Zu gut für die Tonne: www.zugutfuerdietonne.de